FORSCHUNGSBEREICHE VON THOMAS GÜNTHER
Diagnostik
In den anderen Forschungsschwerpunkte (siehe unten) haben wir immer wieder festgestellt, dass entweder keine Testinstrumente vorhanden sind, Normen für bestimmte Gruppen fehlen (insb. Jugendliche) oder die Güte von Instrumenten unzureichend ist. Daraus hat sich in den letzten Jahren zunehmend ein starker Schwerpunkt im Bereich der Diagnostik entwickelt. Ziel ist es neue Instrumente zu entwickeln und bestehende Instrumente zu verbessern (u.a. Normierung, Validierung, Überprüfung Reliabilität, Modellentwicklung). Das wurde überwiegend für die kognitiven Bereiche Sprache, Lesen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis gemacht. Zunehmend wird im Bereich der Diagnostik auch überprüft, wie neue Medien und Techniken in der Diagnostik eingesetzt werden können (z.B. Blickbewegungsmessungen, Telediagnostik, Spracherkennung bei Kindern).
Leseentwicklung & Entwicklungsdyslexie
Dieser Schwerpunkt teilt sich in zwei Teilbereich auf. Zum Einen wird untersucht, inwieweit bereits im Vorschulalter Hinweise auf eine spätere Lese-Rechtschreibschwäche identifiziert werden können. Hierbei werden neben sprachlichen Vorläuferfertigkeiten explizit auch nichtsprachliche Fertigkeiten wie beispielsweise Aufmerksamkeit, allgemeine Entwicklung oder Gedächtnis berücksichtigt. Ferner wird untersucht, inwieweit Lese-Rechtschreibschwächen durch Aufmerksamkeitsstörungen beeinflusst werden. Hier werden sowohl gesunde Kinder als auch Kinder mit ADHS, Entwicklungsdyslexie oder eine Kombination von beiden Störungen untersucht. Als Untersuchungstechniken werden Verhaltensexperimenten, Blickbewegungsmessungen und fMRT eingesetzt.
Aufmerksamkeit im Kinder- und Jugendbereich
Aufmerksamkeit ist eine der kognitiven Leistungsparameter, die essentiell für eine erfolgreiche Schullaufbahn sind. Zudem ist Aufmerksamkeit ein relativ komplexes Konstrukt, dass sich in verschiedene Aufmerksamkeitsformen einteilen lässt: Reaktionsbereitschaft, Daueraufmerksamkeit, Vigilanz, räumliche Aufmerksamkeit, Geteilte Aufmerksamkeit und Fokussierte Aufmerksamkeit. Schwerpunktmäßig wird hier erforscht, wie sich unterschiedliche Aufmerksamkeitsbereiche bei Kindern und Jugendlichen entwickeln, ob es Geschlechtsunterschiede gibt oder wie sich auditive von selektiver Aufmerksamkeit unterscheidet. Ferner werden Aufmerksamkeitsdefizite in verschiedenen Störungsbildern untersucht: ADHS, Störung des Sozialverhaltens, Angststörungen, Depressionen, Tic-Störungen und Dyslexie. Dazu werden unterschiedliche Testverfahren eingesetzt:
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsüberprüfung (TAP; www.psytest.net)
QB-Test (www.qbtech.se)
Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitstest (WAF; www.schuhfried.de)
Sprachentwicklung und Sprachentwicklungsstörungen
Die Fähigkeit Sprachschall phonologisch, lexikalisch und grammatisch zu dekodieren bildet ein wichtiges Fundament für das Verstehen von Sprache und damit für das Gelingen von Bildung und psychosozialer Entwicklung. Die erforderlichen kognitiven Verarbeitungssysteme entwickeln sich bei den meisten Kinder mühelos im Rahmen des Spracherwerbs. Liegt jedoch eine Sprachentwicklungsstörung (SES) vor, kommt es oft zu Schwierigkeiten bei der linguistischen Dekodierung und damit beim Aufbau von Sprachverständniskompetenz. In diesem Schwerpunkt werden insbesondere die normale und gestörte Entwicklung von Sprachverständnis untersucht. Mit Hilfe von Blickbewegungsstudien wird insbesondere die Verarbeitung von grammatischem Genus untersucht.
Einfluss von Psychopharmaka auf kognitive Leistungen
Im Kinder- und Jugendbereich werden für psychiatrische Störungen ebenso wie im Erwachsenenbereich Psychopharmaka zur Behandlung eingesetzt. In diesem Schwerpunkt untersuchen wir den Einfluss von Psychopharmaka auf Aufmerksamkeit, Exekutive Funktionen und Gedächtnis. Bis dato wurden verschiedene Stimulantien, Atomoxetin, Sertralin und Risperidon bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Vornehmlich werden computergestützte, neuropsychologische Verfahren eingesetzt.
Effektivität Sprachtherapie
Evidenz-basierte Praxis ist berufspolitisch nicht nur in Deutschland eines der wichtigsten Schlagworte der letzten Jahre. Therapeuten müssen den Kostenträgern gegenüber in der Lage sein nachzuweisen, welche Therapien bei welchen Störungen effektiv sind. Leider gibt es bis dato nicht ausreichend Studien zu diesem Bereich. Daher wird in diesem Bereich die Effektivität von Therapien für den Bereich Sprache untersucht - insbesondere im Kindersprachbereich und der Aphasiologie.