Linguistische und pragmatische Spontansprachanalyse bei Asperger Syndrom und High-functioning Autismus

Boffenrath, A. & Hillen, R. (2009)

Die Kontakt- und Kommunikationsstörungen Asperger Syndrom (AS) und High-functioning Autismus (HFA) sind unter anderem durch mangelndes Einfühlungsvermögen (Theory of Mind) und eine „auffällige“ Sprache gekennzeichnet. Ob eine differenzierte Ausdrucksweise bei Menschen mit autistischen Störungen auf linguistische Auffälligkeiten zurückzuführen ist oder durch ihre im Bereich der Sprachpragmatik begrenzten Fähigkeiten hervorgerufen wird, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Ziel dieser Studie war daher die Untersuchung und Gegenüberstellung beider Aspekte. Fünfzig erwachsene, männliche Probanden mit AS oder HFA (n = 23) und normaler Entwicklung (n = 27) sollten Cartoons und modifizierte Versionen der von Heider und Simmel (1944) entwickelten Videoanimationen, in denen geometrische Figuren soziale Handlungen nachstellen, beschreiben (Schultz et al., 2003). Ihre Interpretationen wurden aufgezeichnet und zur Überprüfung der pragmatischen Ebene mit Hilfe von objektiven Verfahren ausgewertet. Auf linguistischer Ebene wurden die Aufzeichnungen mit dem computerunterstützten Programm ASPA (Aachener Sprachanalyse) analysiert. In beiden Untersuchungen konnten signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen erfasst werden. Im Bereich der Linguistik wurden für die Menschen mit autistischer Störung teilweise maßgeblich niedrigere Untersuchungsergebnisse ermittelt. Zudem konnte herausgefunden werden, dass die Ergebnisse der Video- beziehungsweise der Cartoonbeschreibungen stark variieren. Auf sprachpragmatischer Ebene deuten die Ergebnisse darauf hin, dass bei Menschen mit AS oder HFA das Vermögen, soziale Prozesse zu beschreiben, reduziert ist.

ScreeLing zur Diagnostik von akuten Aphasien: Pilotstudie für den deutschsprachigen Raum

Burg, I. & Leise, D. (2009)

Seit einigen Jahren vollzieht sich in der Aphasietherapie der Wandel vom Syndromansatz zum modellorientierten Einzelfallansatz. Auf Letzterem basiert das Diagnostik-Instrument Lexikon Modellorientiert (LeMo). Der im Jahr 2002 in den Niederlanden entwickelte ScreeLing ist eine 15-minütige Kurzform des LeMos, ein ökonomisches Aphasiescreening für die Akutphase. Er weist eine gute Handhabung am Bett des Patienten sowie ein schnelles und einfaches Bewertungssystem auf und kann bei einer breiten Patientengruppe, unter anderem hinsichtlich des Alters und Schweregrades, angewendet werden. Im Gegensatz zu anderen Diagnostik-Instrumenten, wie dem Aachener Aphasie Bedside Test (AABT), Bielefelder Aphasie Screening (BIAS), Aphasie Schnell Test (AST) oder der Aphasie-Check-Liste (ACL), basiert er auf dem Logogenmodell und beinhaltet die Untertests Semantik, Phonologie und Syntax. Dadurch liefert der ScreeLing in kurzer Zeit wichtige Informationen für eine individuell abgestimmte logopädische Intervention. Inhalt dieser Bachelorarbeit war die Erstellung der ersten deutschen ScreeLing-Version. Im Rahmen einer Pilotstudie im Small‘N’Design wurde diese bei fünf Patienten der Aphasiestation des Universitätsklinikums Aachen getestet. Im Anschluss wurden die ScreeLing-Ergebnisse untereinander und mit den jeweiligen LeMo- und AAT-Resultaten abgeglichen. Auf dieser Grundlage konnten die Items und Untertests überprüft und gegebenenfalls
Überarbeitungsvorschläge entwickelt werden. Die Auswertung ergab, dass an der deutschen ScreeLing-Version nur geringe Veränderungen vorgenommen werden müssen und große Übereinstimmungen mit den LeMo- und AAT-Ergebnissen vorliegen. Wenn diese Resultate durch Folgestudien mit einer größeren Probandenanzahl verifiziert werden, könnte der ScreeLing als Kurzversion des LeMos im deutschsprachigen Raum zur Aphasiediagnostik in der Akutphase eingesetzt werden.

Effektivität präventiver Stimmschulung bei Grundschullehrerinnen

Helfert, C. (2009)

Die vorliegende Studie ging der Fragestellung nach, ob nach Durchführung eines Stimmpräventionsprogramms mit Grundschullehrerinnen eine nachweislich verbesserte Stimmqualität erreicht werden kann. Die Experimentalgruppe (10) und die Kontrollgruppe (5) waren beim Pretest mittels Stimmfeld-light und Praat hinsichtlich der Variablen Alter, Berufserfahrung, minimale Stimmstärke, minimaler und maximaler Stimmumfang, mittlerer Sprechstimmlage, Jitter (Schwankungen in den Periodenlängen), Shimmer (Abweichungen der Amplitudengröße) und Rauigkeitsanteil der Stimme gleich. Anschließend erhielt die Experimentalgruppe ein zehnwöchiges Stimmtraining. Beim abschließenden Posttest erzielte die Experimentalgruppe signifikant bessere Ergebnisse bei der maximalen und minimalen Stimmstärke. Die Kontrollgruppe blieb bis auf den Rauigkeitsanteil gleich, der sich signifikant verschlechterte. Die Werte von Jitter, Shimmer und Rauigkeitsanteil verschlechterten sich hingegen bei der Experimentalgruppe. Zusammenfassend konnte kein Nachweis für die Wirksamkeit eines präventiven Stimmtrainings erbracht werden.