Neurologie & Syndrome

Verändern sich sprachbegleitende Gesten bei Menschen mit Demenz?

Nippes, N. & Schüle, S. (2020)

In der Studie wurde untersucht, ob sich sprachbegleitende Gesten bei Menschen mit Demenz bezüglich Gestentyp und Gestenfrequenz im Vergleich zu gleichaltrigen gesunden Probanden verändern. Darüber hinaus wurde überprüft, ob Einschränkungen der exekutiven Funktionen die Gestenverwendung beeinflussen.
Eine Gruppe von Menschen mit Demenz (n=20) wurde mit einer gesunden Kontrollgruppe (n=32) verglichen. Die sprachbegleitenden Gesten wurden bei der Beantwortung von acht Fragen erhoben und anschließend in einer Videoanalyse gezählt. In der Auswertung wurde zwischen den Gestentypen pantomimisch, ikonisch, deiktisch, metaphorisch, Emblem, Beat, Buchstaben, Zahlen und nicht-identifizierbar unterschieden. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit Demenz vergleichbar viele Gesten wie die Kontrollgruppe produzierten. Die Probanden mit Demenz setzten jedoch überzufällig mehr bedeutungstragende Gesten ein. Darunter mehr pantomimische, deiktische, metaphorische und Emblem-Gesten. Bezogen auf die exekutiven Funktionen konnte nur ein sehr geringer Einfluss auf das Gestenverhalten nachgewiesen werden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich das Gestenverhalten mit der Krankheit Demenz bezogen auf den Gestentyp verändert. Es werden vergleichsweise mehr bedeutungstragende Gesten verwendet. Der Gestengebrauch ist dabei nur geringfügig von exekutiven Funktionen abhängig.

Auditive Diskriminierung von Rhythmik bei Menschen mit Aphasie

Bittner, J. & Sadou, M. (2019)

Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Menschen mit Aphasie einen Unterschied in der auditiven Diskriminierung von Rhythmus in Bezug auf Töne, Neologismen und
Wörter mit unterschiedlicher Silbenanzahl zeigen, im Vergleich zu Menschen ohne zerebrale Störung. Darüber hinaus galt es, bei Menschen mit Aphasie mögliche Defizite
in der Verarbeitung von Rhythmen im auditiven Gedächtnis festzustellen. Insgesamt wurden zwei Gruppen untersucht, eine Experimentalgruppe von Menschen mit chronischer Aphasie APH (n = 20) und eine Kontrollgruppe KON (n = 20). Bei einer auditiven Diskriminierungsaufgabe sollten Töne, Wörter und Neologismen nach ihrer rhythmischen Gleichheit beurteilt werden. In Bezug auf die Anzahl der korrekten Antworten zeigte APH im Vergleich zu KON ein signifikant schlechteres Ergebnis in den Bereichen Wort und Neologismus. Zudem war die Reaktionszeit bei APH deutlich langsamer. Weiterhin konnte mit zunehmender Silbenanzahl eine höhere Fehlerquote beobachtet werden. Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass bei Menschen mit Aphasie in der auditiven Diskriminierung von Tönen, Wörtern und Neologismen ein deutliches Defizit besteht. Zudem hat eine zunehmende Silbenanzahl Auswirkungen auf die auditive Diskriminierung. Jedoch wirkt sich eine gegebene geringere Gedächtnisspanne zwar auf die Reaktionszeit, jedoch nicht auf die Fehlerhäufigkeit aus.

Prävalenz und Prädiktoren von Dysphagien bei akuten Schlaganfallpatienten nach mechanische Thrombektomie

Becker, J. (2019)

Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Dysphagien. Standardmäßig wird zur Behandlung von Schlaganfällen die Thrombolyse durchgeführt. Seit wenigen Jah- ren gewinnt auch die mechanische Thrombektomie als Behandlungsmethode an Bedeutung.
Da dieses Verfahren neuartig und erst seit Kurzem vermehrt eingesetzt wird, ist über den Outcome der Patienten, die mittels mechanischer Thrombektomie oder beiden Verfahren behandelt wurden, im Hinblick auf die Dysphagie nur wenig be- kannt.
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, einen Überblick über das Auftreten von Dys- phagien bei Patienten nach Extraktion zu schaffen um eine effiziente Risikoab- schätzung und Aspirationsprophylaxe zu gewährleisten. Hierfür wurden retrospek- tiv von 301 Patienten Daten aus der klinischen Routine, dem Stroke-Regis- ter und elektronisch hinterlegten Patientenakten analysiert.
Bei mehr als zwei Drittel der Patienten, bei denen einen mechanische Thrombekto- mie durchgeführt wurde, konnte eine Dysphagie festgestellt werden, die bei mehr als 50% als mittel- oder hochgradig eingestuft wurde. Als stärkste unabhängige Prädiktoren konnten keine sofortig erfolgte Extubation nach Angiographie, der Schweregrad des Schlaganfalls (anhand des NIHSS) und die Gebrechlichkeit (Frailty) der Patienten ermittelt werden.
Schlussfolgernd sollten Patienten ganzheitlich, das heißt nicht auf die alleinige Be- urteilung der Schluckfunktion selbst, erfasst werden. Durch Betrachtung aller Hin- weise und Einflussfaktoren kann so eine effektive Behandlung der Dysphagie von Patienten nach mechanischer Thrombektomie sichergestellt werden.

Kann semantisch-lexikalische Therapie die Lebensqualität von Demenzerkrankten in Pflegeeinrichtungen verbessern?

Fischer, J. & Männicke, M. (2017)

Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, inwiefern logopädische Therapie im semantisch- lexikalischen Bereich die Lebensqualität von dementiellen Heimbewohnern beeinflusst. Zehn dementielle Probandenwurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt, welche jeweils zwei Interventionen erhielten. Die eine Intervention enthielt eine semantisch-lexikalische Therapie, wohingegen die andere lediglich eine kommunikationsanregende Behandlung ohne logopädischen Hintergrund. Es wurde ein Cross-Over Design mit drei Messzeitpunkten durchgeführt. Beide Gruppen wurden über einen Zeitraum von vier Wochen behandelt. Jeder Proband erhielt über zwei Wochen eine semantisch-lexikalische Therapie und über zwei Wochen kommunikationsanregende Behandlung. Jeder einzelne Teilnehmer erhielt dreimal wöchentlich Therapie im Direktkontakt mit der Logopädin. In der semantisch-lexikalischen Therapie wurden Arbeitsblätter mit den Probanden bearbeitet. In der kommunikationsanregenden Therapie wurde über ein Thema der Wahl des Patienten gesprochen. Zur Überprüfung der Lebensqualität wurde der Proband mit dem WHOQOL- BREF Fragebogen befragt, da ein Zusammenhang zwischen den semantisch-lexikalischen Fähigkeiten und der Höhe an Lebensqualität vermutet wird. Die Ergebnisse der inferenzstatistischen Auswertung zeigten, dass sich die Lebensqualität der Probanden innerhalb der kommunikationsanregenden Behandlung in den drei Variablen Umwelt, Soziale Beziehung und physische Gesundheit signifikant verbessert hat. In der semantisch- lexikalischen Therapie hat sich die Umwelt signifikant verbessert. Im Vergleich der Therapien war die kommunikationsanregende Behandlung in der Entwicklung der Probanden bei der Variable Soziale Beziehung signifikant besser. Daraus folgt, dass in dieser Studie ein geringer Zusammenhang zwischen semantisch-lexikalischer Therapie und einem Anstieg der Lebensqualität bewiesen werden konnte.

Unterschiedliche Kathetergrößen – gleiche Risiken? Vergleich der Vitalparameter beim endotrachealen Absaugen von Erwachsenen

Sengupta, A. (2017)

Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob beim endotrachealen Absaugen von Erwachsenen die Risiken mit einem großen und kleinen Absaugkatheter gleich sind. Der Außendurchmesser des großen Katheters verlegt dabei < 70% des Innendurchmessers der Trachealkanüle, der kleine Katheter ≤ 50%. Insgesamt wurden 10 Patienten jeweils dreimal mit den beiden unterschiedlichen Kathetern endotracheal abgesaugt. Die Sauerstoffsättigung und die Herzfrequenz wurden unmittelbar vor und nach dem Absaugen, sowie eine und drei Minuten
danach erfasst. Bei jedem Absaugprozess wurde aufgezeichnet, ob das Endotrachealsekret blutig war und/oder eine Hustenreaktion des Patienten auftrat. Die Mediane der Differenzen von den einzelnen Messzeitpunkten wurden verglichen. Beim Absaugen mit großen Kathetern stieg die Herzfrequenz im Vergleich zu kleinen Kathetern unmittelbar nach dem Absaugen bis eine Minute danach signifikant an, wobei die Mediane der Herzfrequenz noch im Normbereich lagen. Bei der Sauerstoffsättigung konnten keine signifikanten Unterschiede beobachtet werden. Das Auftreten von Husten während des Absaugens und blutigem Sekret war gleich verteilt. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass beim endotrachealen Absaugen eines Erwachsenen die Wahl der Absaugkathetergröße keine klinisch bedeutsame Auswirkung auf die Veränderung der Vitalparameter und auf die Risiken des Patienten hat.

Eine repräsentative Befragung leitlinienkonformer Diagnostik von Dysphagien an zertifizierten Stroke Units

Hildebrandt, C. & Flader, C. (2014)

Jährlich erleiden deutschlandweit fast 300.000 Menschen im Erwachsenalter einen Schlaganfall. Bei über 60% treten in der Akutphase Dysphagien auf. Um Folgeschäden wie Pneumonien, Malnutrition und Exsikkose zu vermeiden ist eine differenzierte Diagnostik durch einen Logopäden auf einer Stroke Unit erforderlich. Die aktuelle Leitlinie für "Neurogene Dysphagien" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfiehlt eine ausführliche Anamnese, die Testung verschiedener Konsistenzen, sowie eine zusätzliche apparative Diagnostik. Die vorliegende Studie untersucht, ob Dysphagien an zertifizierten Stroke Units aktuell leitlinienkonform diagnostiziert werden. Mittels eines Fragebogens wurde eine repräsentative Befragung an 112 zertifizierten Stroke Units mit je einem Logopäden durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass 75% der Teilnehmer nach den aktuellen Leitlinien arbeiten und über 90% die Empfehlung einer spezifischen Kost- und Flüssigkeitstestung, sowie eine ausführliche Anamnese umsetzen. Mehr als 20% aller Befragten gaben an über keine zusätzliche apparative Diagnostik zu verfügen.
Wenn bundesweit an zertifizierten Stroke Units in Deutschland leitlinienkonform diagnostiziert werden soll, muss jeder Klinik eine apparative Diagnostik zur Verfügung stehen.

Unterstützte Kommunikation bei Kindern mit Rett Syndrom - Verbesserung der Aktion und Reaktion?

Sträßer, A., Reinartz, S., & Reinartz, M. (2006)

  • Sträßer, A., Reinartz, S., & Reinartz, M. (2006)

Das Rett Syndrom ist entsteht durch einen genetischen Defekt auf dem X-Chromosom. Dadurchverlernen die Kinder das Laufen, die Handfunktionen und vor allem das Sprechen. Dadiese Kinder nicht über einen aktiven Sprachgebrauch verfügen, können sie nicht effektivkommunizieren. Eine der letzten Möglichkeiten für diese Kinder zu kommunizieren ist dieUnterstützte Kommunikation. Diese Kinder bekommen selten Logopädie, obwohl besondersfür sie logopädische Therapie stark indiziert ist. Es wurden wenige Untersuchungen über denEinsatz von Unterstützter Kommunikation bei Kindern mit Rett Syndrom durchgeführt. Darumwird in dieser Studie untersucht, ob Unterstützte Kommunikation innerhalb einer Essenssituationdie Aktion und Reaktion der Kinder verbessert. Die Studie war in drei Phasen unterteiltund wurde mit drei Kindern durchgeführt. Die erste Phase beinhaltete das Kennen lernender kommunikativen Hilfsmittel, das Aufbauen von Vertrauen zu den Kindern, das Kennenlernen vom Ursache- Wirkungsprinzip und einer Vormessung (Messung A). In der zweitenPhase wurden kommunikative Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. In der dritten Phase habendie Eltern ein Training mit den wichtigsten Aspekten der Unterstützten Kommunikation bekommen.Am Ende von Phase zwei und drei fanden ebenfalls Messungen statt. Aus den Ergebnissen ist ersichtlich, das Unterstützte Kommunikation die Aktion und Reaktion bei Kindernmit Rett Syndrom verbessert.

Wolf-Hirschhorn Syndrom: Ein Fall für die Logopädie?

Fechtner, Y., Hannen, N., Pallaß, S., & Zochert, E. (2003)

  • Fechtner, Y., Hannen, N., Pallaß, S., & Zochert, E. (2003)

Durch Gespräche mit Eltern von Wolf-Hirschhorn-Kindern ging hervor, dass diese Kinder nur sehr selten logopädische Therapie erhalten, obwohl es auf den ersten Eindruck so schien, dass logopädische Probleme vorhanden waren. Durch diese Vermutung entstand die Fragestellung nach der logopädischen Symptomatik und ob diese logopädische Intervention erfordert.Aus der durchgeführten Literaturstudie ging hervor, dass über die logopädische Symptomatik derWolf-Hirschhorn-Kinder und über ihre Sprach- und Sprechentwicklung keine Angaben zu finden sind,obwohl vermutet wird, dass bei dem Wolf-Hirschhorn Syndrom (WHS) logopädische Probleme auftreten.Diese Diplomarbeit trägt dazu bei, das Wissen über die logopädische Symptomatik des WHS zu erweitern.Um dieses Ziel zu erreichen, werden die relevanten Angaben zur Histologie, Ätiologie und zur allgemeinenSymptomatik zusammenfassend erläutert. Anhand eines Sprachentwicklungsmodells werden die Sprachentwicklungsvoraussetzungen beschrieben. Hypothesen über die Schwierigkeiten der WHS Kinder innerhalb der Sprachentwicklungsvoraussetzungen werden formuliert.Basierend auf diesem Kenntnisstand werden zwei Fallstudien mit WHS-Kindern durchgeführt. Durch Anamneseformulare, Testmaterialien (ET 6-6, MPE, SETK 3-5, Werscherberger Lautprüfmappe),Untersuchungen (Mundmotorik, Schlucken) und enge Zusammenarbeit mit Lehrern, Ärzten und Elternwerden der Entwicklungsstand und besonders der Stand der Sprach- und Sprechentwicklung der Kindererfasst. Anhand der Ergebnisse der Fallstudien wird deutlich, dass bei den WHSñKindern eine logopädische Symptomatik zu finden ist, die logopädische Intervention erfordert.Am Ende werden die Forschungsergebnisse anhand der bestehenden Literatur in der Diskussion kritisch hinterfragt.

Morbus Parkinson: Ein Therapiebuch für Logopäden-Theoretische Grundlagen der Parkinson-Erkrankung und logopädische Behandlungsvorschläge.

Bergerfurth, N. & Rütgers, N. (2001)

Zusammenhang zwischen sprechmotorischen Leistungen / Defiziten und der Sprechverständlichkeit bei dysartrischen Patienten.

Momen, D., Siegert, M., & Yasar, G. (2001)

Lee Silverman Voice Treatment.

Franz, E., Gulpers, A., Kramer, M., Kusters, K., Lentzen, D., Loffeld, P. et al. (1999).