Auditive Diskriminierung von Rhythmik bei Menschen mit Aphasie

Bittner, J. & Sadou, M. (2019)

Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Menschen mit Aphasie einen Unterschied in der auditiven Diskriminierung von Rhythmus in Bezug auf Töne, Neologismen und
Wörter mit unterschiedlicher Silbenanzahl zeigen, im Vergleich zu Menschen ohne zerebrale Störung. Darüber hinaus galt es, bei Menschen mit Aphasie mögliche Defizite
in der Verarbeitung von Rhythmen im auditiven Gedächtnis festzustellen. Insgesamt wurden zwei Gruppen untersucht, eine Experimentalgruppe von Menschen mit chronischer Aphasie APH (n = 20) und eine Kontrollgruppe KON (n = 20). Bei einer auditiven Diskriminierungsaufgabe sollten Töne, Wörter und Neologismen nach ihrer rhythmischen Gleichheit beurteilt werden. In Bezug auf die Anzahl der korrekten Antworten zeigte APH im Vergleich zu KON ein signifikant schlechteres Ergebnis in den Bereichen Wort und Neologismus. Zudem war die Reaktionszeit bei APH deutlich langsamer. Weiterhin konnte mit zunehmender Silbenanzahl eine höhere Fehlerquote beobachtet werden. Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass bei Menschen mit Aphasie in der auditiven Diskriminierung von Tönen, Wörtern und Neologismen ein deutliches Defizit besteht. Zudem hat eine zunehmende Silbenanzahl Auswirkungen auf die auditive Diskriminierung. Jedoch wirkt sich eine gegebene geringere Gedächtnisspanne zwar auf die Reaktionszeit, jedoch nicht auf die Fehlerhäufigkeit aus.

Die Retest-Reliabilität des QbMinis – Eine Studie mit Kindergartenkindern The retest reliability of QbMini

Auer, S. (2019)

Der Struwwelpeter ist eins der erfolgreichsten deutschen Kinderbücher und erzählt verschiedene Geschichten in denen beschrieben wird, wie unaufmerksames Verhalten mit teilweise extremen Folgen bestraft wird. Hoffmann beschreibt in dem oben zitierten Abschnitt das Leben von Hanns Guck-in-die-Luft, der Junge ist so unaufmerksam, dass zuerst einen Hund umläuft und später sogar in einen Fluss fällt. Heutzutage würde man ein solches Verhalten wahrscheinlich mit der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts- Störung, kurz ADHS, in Verbindung bringen. ADHS umfasst dabei aber nicht nur die Unaufmerksamkeit, wie sie bei Hanns Guck-in-die-Luft deutlich zu beobachten ist, sondern zeichnet sich ebenfalls durch impulsives Verhalten, sowie eine verstärkte motorische Unruhe aus. Die Unterscheidung zwischen Kindern mit ADHS und Kindern ohne ADHS ist sehr schwierig, daher werden valide Testfahren benötigt.
Der Qb-Test, der sich an Kinder ab 6 Jahre richtet, ist ein Testverfahren, dem dieses Urteil sehr gut gelingt, es handelt sich hierbei um einen computerbasierten Test mit einem Bewegungsverfolgungssystem. Der kleine Bruder, der Qb-Mini, der sich an jüngere Kinder richtet, steckt noch in den Kinderschuhen und muss noch validiert werden. Zu diesem Zweck wird an der RWTH Aachen eine Validierungsstudie durchgeführt, die in drei Teilprojekte gegliedert ist. Im ersten Projektteil werden circa 80 Kinder getestet um Normdaten zu erfassen und den Vergleich von Kindergartenkindern und Schulkindern zu ermöglichen. Im zweiten Projektteil sollen circa 80 fünfjährige Kinder mit Sprachentwicklungsstörung oder ADHS mit einem IQ über 80 getestet werden. Dieser Projektteil dient der Differentialdiagnostik und der Validierung des neuen Testverfahrens. Im letzten Projektteil werden 60 fünf- bis sechsjährige Kinder ohne Diagnose getestet, um die Reliabilität zu überprüfen. In diesem Projektteil ist diese Arbeit angesiedelt, hierbei liegt das besondere Augenmerk auf der Retest-Reliabilität, bei der die Testergebnisse eines Testverfahren an zwei verschiedenen Testzeitpunkten auf ihre Ähnlichkeit getestet werden.

Validating the QbMini with a longitudinal sample of ADHD chil- dren and language impaired children

Bayer, M. (2019)

ADHD symptoms are already present in preschool. However, only a few diagnostic tools for preschoolers are available. The aim of the study was to validate the QbMini. This computerized Continuous Performance Test (CPT) for preschoolers uses the GO/NOGO paradigm and an infrared camera measuring hyperactivity to assess all ADHD domains. Three to four years after administration of the QbMini to children with attention-deficit hyperactivity disorder (ADHD) and specific language impairment (SLI), 23 participants were tested again using the QbTest. Scores on the two tests and the FBB-ADHS filled out by parents were analysed using regression analyses and ROC-curve analyses to evaluate the convergent validity and the diagnostic accu- racy of the QbMini. Sensitivity and specificity were assessed to determine its clinical utility. Results show that some parameters of the QbMini yield good predictive values for diagnosis of ADHD in school-age, while FBB-ADHS scores could not be well predicted. The test has a sensitivity of 75% and a specificity of 66.7% for discrimination between preschoolers with ADHD and those with SLI, indicating a moderate ability of the test in distinguishing between the two groups. In conclusion, using specific parameters of the QbMini in clinical settings to determine ADHD at preschool age might be helpful and reduce the number of children experi- encing problems at school due to undetected ADHD.

Power Speaking als Methode zur Stimmungsverbesserung bei Menschen mit und ohne Depression

Gräwe, N. & Wehse, A. (2019)

Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, inwiefern eine 30-minütige Intervention mit „Power Speaking” die Stimmung von Menschen mit und ohne Depression beeinflusst. Power- Speaking beinhaltet die Manipulation der Prosodie anhand der drei Parameter Tonhöhe, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit. Untersucht wurden insgesamt 22 Probanden, von denen 10 Probanden an einer Depression litten. Es wurde ein Cross-Over-Studiendesign mit 3 Messzeitpunkten an 2 verschiedenen Messtagen gewählt. Innerhalb der beiden Probandengruppen wurden die Teilnehmer zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, wobei Gruppe A am ersten Messtag mit dem „Power Speaking” begann und anschließend die Kontrollintervention erhielt (Gesprächssituation mit Beantwortung neutraler Fragen). Gruppe B erhielt zuerst die Kontrollintervention und anschließend das „Power Speaking”. Am zweiten Messtag fanden die Interventionen für beide Gruppen umgekehrt statt. In den 3 Messzeitpunkten (vor den Interventionen, nach der ersten und nach der zweiten Intervention) wurden die momentanen Stimmungen mit der Aktuellen Stimmungsskala, dem State-Trait Anxiety Inventory und einer Rating Skala erhoben. Die Statistik zeigt einen Zusammenhang zwischen der Intervention Power Speaking und einer Verbesserung der Stimmung. Bei Probanden die unter einer Depression leiden lassen sich keine signifikant höheren Stimmungsverbesserungen nachweisen als bei Probanden ohne Depression.

Prävalenz und Prädiktoren von Dysphagien bei akuten Schlaganfallpatienten nach mechanische Thrombektomie

Becker, J. (2019)

Der Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Dysphagien. Standardmäßig wird zur Behandlung von Schlaganfällen die Thrombolyse durchgeführt. Seit wenigen Jah- ren gewinnt auch die mechanische Thrombektomie als Behandlungsmethode an Bedeutung.
Da dieses Verfahren neuartig und erst seit Kurzem vermehrt eingesetzt wird, ist über den Outcome der Patienten, die mittels mechanischer Thrombektomie oder beiden Verfahren behandelt wurden, im Hinblick auf die Dysphagie nur wenig be- kannt.
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, einen Überblick über das Auftreten von Dys- phagien bei Patienten nach Extraktion zu schaffen um eine effiziente Risikoab- schätzung und Aspirationsprophylaxe zu gewährleisten. Hierfür wurden retrospek- tiv von 301 Patienten Daten aus der klinischen Routine, dem Stroke-Regis- ter und elektronisch hinterlegten Patientenakten analysiert.
Bei mehr als zwei Drittel der Patienten, bei denen einen mechanische Thrombekto- mie durchgeführt wurde, konnte eine Dysphagie festgestellt werden, die bei mehr als 50% als mittel- oder hochgradig eingestuft wurde. Als stärkste unabhängige Prädiktoren konnten keine sofortig erfolgte Extubation nach Angiographie, der Schweregrad des Schlaganfalls (anhand des NIHSS) und die Gebrechlichkeit (Frailty) der Patienten ermittelt werden.
Schlussfolgernd sollten Patienten ganzheitlich, das heißt nicht auf die alleinige Be- urteilung der Schluckfunktion selbst, erfasst werden. Durch Betrachtung aller Hin- weise und Einflussfaktoren kann so eine effektive Behandlung der Dysphagie von Patienten nach mechanischer Thrombektomie sichergestellt werden.

Sind Videohausaufgaben in der myofunktionellen Therapie effektiver als Hausaufgaben in Papierform?

Göhle, J., Kammleiter, C., Weyers, M. (2019)

Ziel der Studie war es, in der myofunktionellen Therapie Hausaufgaben in Videoform mit den klassischen Hausaufgaben in Papierform zu vergleichen. Die Probanden im Alter von sechs bis 14 Jahren wurden auf zwei Gruppen aufgeteilt (Papier n=10; Video n=9). Alle Kinder erhielten acht Therapiesitzungen und unterschieden sich lediglich im Hausaufgabenmedium. In der Vor- und Nachmessung wurde der Diagnostikbogen von A. Kallus (2004) abgenommen, um die Verbesserung der myofunktionellen Fähigkeiten zu erfassen. Zudem wurde das Übungsverhalten (Dauer, Frequenz und Motivation) täglich mit Hilfe eines Übungstagebuches erfragt. Die durchschnittliche Frequenz der Durchgänge zu Hause unterschied sich in den beiden Gruppen nicht signifikant voneinander. Die Hausaufgaben führten in beiden Gruppen zu einer signifikanten Verbesserung der myofunktionellen Fähigkeiten (p<0,001). In den Ergebnissen konnte nicht nachgewiesen werden, dass bei einer myofunktionellen Therapie Hausaufgaben mit Videos den klassischen Hausaufgaben in Papierform überlegen sind.

Profitieren 5-8-jährige Kinder mit spezifischer Sprachentwicklungsstörung (SSES) und sprachgesunde Kinder bei der rezeptiven Sprachverarbeitung online von grammatischen Genusindikatoren?

Pfanzer, M. (2019)

Einleitung: Voraussetzung für eine erfolgreiche schulische Bildung sowie einer guten psychosozialen Entwicklung ist die Fähigkeit Sprache nicht nur sinnhaft, sondern auch entsprechend ihrer grammatikalischen Regelhaftigkeiten zu dekodieren. Die Umsetzung gelingt den meisten Kindern scheinbar mühelos. Zu Schwierigkeiten kommt es jedoch bei Kindern, die von einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung betroffen sind. Jüngere Kinder sind häufig im phonologischen Bereich auffällig, wohingegen Kinder im Schulalter von lexikalischen oder grammatischen Defiziten betroffen sind.
Wie zahlreiche andere Sprachen unterliegt auch die deutsche Sprache einem dreigliedrigem Genussystem (der/die/das). Jedes Nomen im Deutschen ist einer der drei Genusklassen zugeordnet und dient als Bezugspunkt für andere Wortarten (z.B. Artikel oder Adjektiv). Zum Dekodieren von Sätzen stehen dem Zuhörer sogenannte externale und internale Genushinweise zur Verfügung. Internale Hinweise sind solche, die aus Eigenschaften des Substantives selbst erschlossen werden können (morphologische, semantische und phonologische Hinweise). Unter externalen Genushinweisen sind nominale Genusmerkmal zu verstehen, welche durch indirekte Formmerkmale (z.B. Flexionsmorpheme) kongruenter Bezugswörter an Artikel, Adjektiv oder Pronomina gekennzeichnen sind (z.B. einMASK kleinerMASK HundMASK). Aus unterschiedlichen Sprachen (Spanisch: Anderson & Souto, 2005; Französisch: Roulet-Amiot & Jakubowicz, 2006 oder Portugiesisch: Silveira, 2011) ist bekannt, dass die externalen Genusindikatoren den lexikalischen Zugriff auf Nomina erleichtern.
Ziel der Studie: Die vorliegende Studie untersucht, ob es spezifisch sprachentwicklungs- gestörten Kindern, wie auch sprachgesunden Kindern in der rezeptiven Sprachverarbeitung gelingt, anhand externaler Genusindikatoren ein Zielbild beschleunigt zu identifizieren und ob dies zusätzlich durch unterschiedliche Wortfrequenzen beeinflusst wird.
Methode: Während einer Satz-Bild-Zuordnungsaufgabe wurden die Blickbewegungen von jeweils acht sprachgesunden und sprachauffälligen Kindern (5-10 Jahre) aufgezeichnet. Die Methode des Eye-Trackings eignet sich besonders gut zur Erfassung der rezeptiven Sprachverarbeitung in Echtzeit (Just & Carpenter, 1976). Den Probanden wurden zwei Bilder präsentiert, mit gleichem oder unterschiedlichem Genus (z.B. maskulin-maskulin oder maskulin-feminin). Anschließend wurde über Lautsprecher eine Nominalphrase (Artikel, Adjektiv, Nomen, z.B. (eine schöne Blume) abgespielt. Die Teilnehmenden wurden dazu angehalten so schnell wie möglich das Zielbild zu fixieren. Lediglich in der informativen Bedingung (ungleiches Genus) war die Zielbildfixierung noch vor der Präsentation des Nomens möglich, also nach oder während der Phase des Artikels beziehungsweise
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Adjektivs. In der Kontrollbedingung (gleiches Genus) war die Auswahl des Zielbildes erst mit Nennung des Nomens möglich.
Ergebnisse: Nicht nur sprachgesunde Kinder, sondern auch SSES-Kinder profitierten von externalen Genusindikatoren, jedoch nur dann, wenn das Zielnomen hochfrequent ist. Signifikante Ergebnisse waren nicht in der Phase des Artikels, sondern erst in der Adjektivphase zu verzeichnen. Überraschenderweise waren in der Kontrollbedingung (ungleiches Genus) stärkere Fixationen während der Phase des Adjektivs zu verzeichnen.