Outputorientierung in der Logopädie-Ausbildung - Evaluation eines kompetenzorientierten Unterrichtskonzeptes

Hallwaß, A. & Funke, S. (2011)

In der Bildungspolitik ist derzeit ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Bildungsstandards werden von einer Inputorientierung (Beschreibung von Lerninhalten) hin zu einer Outputorientierung (Beschreibung von erwarteten Lernergebnissen) überarbeitet. Der deutsche Bundesverband für Logopädie entwickelt derzeit ein Kompetenzmodell für die deutsche Logopädie-Ausbildung. Die Umsetzung in der Lehre verlangt eine outputorientierte, kompetenzfördernde Unterrichtsmethodik. Im Rahmen dieser Studie wurde ein kompetenzorientierter Unterricht mit dem Gegenstand Evidenz basierte Praxis an zwölf Studierenden evaluiert. Untersucht wurde, ob die Probanden durch den Unterricht die Zielkompetenz erwerben und in einem anschließenden sechswöchigen Praktikum einsetzen konnten. Vor, unmittelbar nach und sechs Wochen nach dem Unterricht schätzten die Probanden ihre Kompetenz anhand eines Fragebogens ein. Außerdem bewerteten die Dozenten das Lernergebnis. Nach dem Praktikum wurde durch Leitfaden-Einzelinterviews geprüft, ob ein Transfer in die Berufspraxis stattgefunden hat. Die Selbsteinschätzungen zeigten einen positiven Effekt über die drei Messzeitpunkte. Alle Probanden erreichten die vorab formulierte Mindestanforderung im Lernergebnis. Ein Transfer konnte nicht nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigten, dass ein outputorientierter, kompetenzfördernder Unterricht in der Logopädie-Ausbildung effektiv ist. Um einen Transfer zu erreichen, müssen die Praktikumsbedingungen der Studierenden durch die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungseinrichtung und Praktikumsstelle den Kompetenzeinsatz ermöglichen und beispielsweise über die Erbringung eines Nachweises auch einfordern.

Erfassung und Bewertung von Risikofaktoren für eine entwickklungsbedingte Lese- Rechtschreibstörung bei Vorschulkindern - Screening zur Selektion von Risikogruppen

Hemmers, B. & Schmitz, S. (2011)

Das frühe Identifizieren von Kindern mit einem Risiko eine Lese- Rechtschreibstörung (LRS) zu entwickeln ist unabdingbar. Das Ermitteln von risikogefährdeten Kindern vor dem Schuleintritt könnte bestmögliche Präventions- und Interventionsmaßnahmen ermöglichen. Die bestehenden vorschulischen Diagnostik- und Screeningsverfahren im deutschsprachigen Raum zur Selektion von LRS- Risikogruppen, untersuchen schwerpunktmäßig die sprachlichen Prädiktoren, wie die phonologische Bewusstheit. Das alleinige Überprüfen der sprachlichen Fähigkeiten reicht jedoch nicht aus um die risikogefährdeten Kinder zu erfassen. Forschungsergebnisse belegen, dass es eine Vielzahl wichtiger Ursachenfaktoren bei LRS gibt, die nicht sprachlich basiert sind. Hierzu zählen beispielsweise Aufmerksamkeitsstörungen, Literalität, sozioökonomische Faktoren und die genetische Disposition. Das Ziel dieser Bachelorstudie war es, eine Vielzahl wichtiger Faktoren in einem Screeningsinstrument zusammenzufassen und zu überprüfen, ob das Screeningsinstrument ähnliche Ergebnisse liefert wie eine ausführliche Diagnostik im Vorschulalter. Bei 36 Vorschulkindern wurde das entwickelte Screeningsinstrument abgenommen und mit einer ausführlichen Untersuchung bestehend aus validen und standardisierten Testinstrumenten verglichen. Mit Hilfe von Korrelationsanalysen konnte eine hohe Sensitivität und Spezifität des Screeningsinstrumentes gefunden werden. Als besonders gute Prädiktoren haben sich die Ergebnisse der Sprachuntersuchung U9 und die häusliche Literalität herausgestellt. Ferner konnte die Lesemotivation des Kindes, Büchergeschenke der Eltern und das Unterhalten über Gelesenes als prädiktiv identifiziert werden. Das Screeningsinstrument konnte die Vorschulkinder ebenso sicher klassifizieren, wie die ausführliche Diagnostik. Es ist demnach sinnvoll und wichtig, dass die in dieser Studie selektierten sprachlichen und nicht- sprachlichen Prädiktoren zukünftig weiter untersucht werden und in Früherkennungsverfahren einer LRS- Risikogefährdung Berücksichtigung finden.

Therapieeffektstudie bei Aphasie mit Wortabrufstörungen: Ein Methodenvergleich von phonologischer vs. semantisch-phonologischer Therapie

Laiko, J., Fischer, B. / Kramer, M. (2011)

Wortabrufstörungen gehören zu den häufigsten und gravierendsten Symptomen bei Aphasie. Sie führen zu erheblichen Einschränkungen in der alltäglichen Kommunikation. Im Bereich der Wortabrufstörung haben sich zwei Therapiemethoden bewährt, die phonologische und die semantische. Unabhängig von der funktionalen Störung können bei beiden Therapiearten positive Effekte auftreten, die den Wortabruf verbessern und stabilisieren. Forschungsergebnisse belegen, dass Patienten von der semantischen Therapiemethode, auch bei gut erhaltener Semantik, stärker profitieren, da sie sich günstig auf die Verbindung zum lexikalischen Output auswirkt und so zu stabileren Ergebnissen führen kann. Da aber bei Patienten mit gut erhaltener Semantik im klinischen Alltag oft mit phonologischen Therapieansätzen gearbeitet wird, werden diese positiven Effekte einer semantischen Therapie vernachlässigt. Aus diesem Grunde wurde in dieser Studie eine gekoppelte Therapie (semantisch-phonologische Therapiemethode) zum Bildbenennen durchgeführt. An der Studie nahmen 5 Patienten mit Aphasie im Alter zwischen 32 und 87 Jahren teil, die alle einen deutlichen Störungsschwerpunkt im Bereich des Wortabrufs aufwiesen. Es wurde ein siebenwöchiges gekreuztes Therapiedesign vorgenommen. Vor und nach der Therapie wurden sprachliche Fähigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen erhoben, um Effekte auf Einzelwortebene und Spontansprache nachweisen zu können. Die Fragestellung hierbei war, ob die gekoppelte Therapiemethode zu besseren Erfolgen im Wortabruf führt als die phonologische Therapiemethode.

Die Auswirkung des SOCRATES-Chats auf die schriftsprachliche Kommunikation bei Patienten mit chronischer Aphasie

Niepelt, R. & Müller, A. (2011)

Aphasie ist eine neurologische Sprach- und Sprechstörung, die verschiedene Modalitäten betreffen kann. Es können Sprache, Sprachverständnis, Lesen und Schreiben beeinträchtigt sein. Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss des SOCRATES-Chats auf die schriftsprachliche Kommunikation, somit die sprachliche Korrektheit im Schriftbild bei Patienten mit chronischer Aphasie zu untersuchen. Es wurde von einem Einfluss der Benutzerdauer auf die sprachliche Korrektheit ausgegangen. Aus diesem Grund wurden Chatprotokolle von fünf Probanden hinsichtlich verschiedener Analyseparameter, zu zwei Messzeitpunkten, im Abstand von zwei Jahren untersucht. Analysiert wurde auf Satzebene hinsichtlich der Länge der Beiträge und der satz- bzw. nicht-satzwertigen Beiträge. Ebenfalls wurden auf der Wort- und Buchstabenebene schreibmotorische Fehler und Phonem-Graphem-Fehler untersucht. Auf der Satzebene wurde festgestellt, dass satzwertige Beiträge im Verlauf abnehmen und nicht-satzwertige Beiträge zunehmen. Die Länge der Beiträge hat sich nicht verändert. Auch auf Wort- und Buchstabenebene ergaben sich keine signifikanten Ergebnisse. Die Anzahl der Fehler war zu beiden Messzeitpunkten sehr gering. Insgesamt zeigte sich, dass das Chatten keinen Einfluss auf die linguistischen Fähigkeiten und somit die geschriebene sprachliche Korrektheit bei chronisch aphasischen Patienten hat.