The relevance of noun-external gender information in German: An eye-tracking study with third-grade children

Bürskens, A. (2016)

The principal purpose of our study was to examine whether noun-external gender cues influence children’s processing of spoken language, which has not yet been sufficiently researched particularly in German. Basically, German nouns belong to a certain gender category (masculine, feminine and neuter). We hypothesized that performance is better in sentences with gender dissimilarities since this could cause less intervention. Thus, we asked typically developing (TD) third-graders to perform sentence-picture matching tasks by simply looking at the picture that suited a spoken sentence as fast as they could. Sentences were either simple statements (noun-verb-noun-sentences), wh-questions or relative clauses. In addition, each sentence could either belong to a subject-object (SO) or object-subject (OS) condition. Half of all items contained nouns with either different or the same gender. Measures were taken by using eye-tracking technology. Differences in fixation durations on the right and the wrong picture showed that gender matters in simple topicalized noun-verb-noun-sentences. We confirmed the mismatch effect discovered by Adani et al. (2010) who said that performance is better if the grammatical gender of subject and object differ. In addition, a subject-object asymmetry was striking. Probably children without any language disorder employ gender to counterbalance difficulties in subject-object asymmetry in simple statements. In the future, a study comparing performance of TD children and children suffering from SLI could be conducted to check whether there are differences in the processing of gender.

Multisensorische Perzeption des Bolus in der oralen Phase bei jungem bis mittlerem Erwachsenenalter und Seniorenalter

Alef, E. & Hess, L. (2016)

Um motorische Abläufe während des Schluckvorgangs initiieren zu können, braucht das Gehirn multisensorische Informationen über die Nahrung im Mundraum. Für diesen Vor- gang werden der Geschmacks-, Geruchs- und Hörsinn sowie der haptische Sinn benötigt. Jedoch treten im Alter verschiedene Abbauprozesse und organische Veränderungen auf, welche eine verlangsamte Übertragungsgeschwindigkeit der sensorischen und motorischen Nervenfasern bewirken. Das Zusammenwirken der verschiedenen Sinne zur Erkennung von Lebensmitteln im Mundraum wurde in Bezug auf das Alter noch nicht erforscht. Die vorliegende Studie untersucht, ob es einen negativen Zusammenhang der multisensorischen Wahrnehmung des Bolus im Mundraum mit dem Alter gibt. Ein neu entwickelter Bolus-Test wurde mit 95 gesunden Probanden jungen bis mittleren Alters (MA) und Senio- ren (SEN) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesamtwahrnehmung des Bolus mit allen Sinnen bei zunehmendem Alter schlechter wird (r= -.482; p=.001). Je älter die Personen werden, desto schlechter werden die Lebensmittel erkannt (r= -.438; p=.001) und desto häufiger musste zur Erkennung gekaut werden (r=.295; p=.004). Die Ergebnisse dieser Studie können zukünftig als Grundlage zur Erfassung der Veränderungen der multisensorischen Wahrnehmungen bei Schluckkranken im Seniorenalter dienen. Diagnostische und therapeutische Aspekte können mit diesen Ergebnissen optimiert werden.

Geschlechterunterschiede der sprachlichen Symptomatik und Komorbiditäten bei akuter Aphasie Eine retrospektive

Schiefelbein, G. & Meutsch, H. (2016)

Die Geschlechterunterschiede bei Aphasie sind in Bezug auf die sprachliche Symptomatik und die Komorbiditäten wenig erforscht. Insbesondere über akute Aphasien gibt es diesbezüglich wenige Studien. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den Einfluss von Geschlecht und komorbiden Erkrankungen auf die sprachliche Symptomatik zu untersuchen. Dafür wurden von 427 Patienten aus dem Helios Universitätsklinikum in Wuppertal die Aphasie-Check-Listen (ACL) und weitere patientenbezogene Faktoren analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen in den sprachlichen Domänen: Automatisierte Sprache, Benennen, Schriftsprache, Nachsprechen und Spontansprache bessere Ergebnisse erzielten als Männer. Darüber hinaus zeigten sich signifikante Interaktionen zwischen einzelnen Untertests und Komorbiditäten. Es wurde festgestellt, dass Männern mit Krankheiten des Verdauungssystems in den sprachlichen Bereichen Automatisierte Sprache, Benennen, Schriftsprache, Nachsprechen und Spontansprache bessere Leistungen erbringen als Frauen. Ebenso zeigen die Diagnosen „Neubildungen“, „Krankheiten des Auges und des Augenanhangsgebilde“, „Krankheiten des Kreislaufsystems“, „Faktoren die den Gesundheitsstatus beeinflussen“, „Psychische- und Verhaltensstörungen“, „Symptome und abnorme Laborbefunde“, „Angeborene Fehlbildungen“ und „Ernährungs-und Stoffwechselkrankheiten“ einen geschlechtsabhängigen Zusammenhang mit Sprache. Durch das Wissen der geschlechterspezifischen Unterschiede bei akuter Aphasie ist eine Versorgung und Therapie besser möglich.

Effektivität eines intensiven Trainings des auditiven und visuellen Sprachverständnisses bei einem Patienten mit globaler Aphasie

Zilles, B. (2016)

Die Globale Aphasie ist sowohl gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen des Sprachverständnisses als auch durch Beeinträchtigungen in den expressiven Sprachleistungen. Stachowiak et al. (1977) beschrieben, dass sich das Sprachverständnis im Bereich der alltäglichen Kommunikation im Vergleich zu den expressiven Leistungen eher verbessert. Denes et al. (1996) zeigten, dass von den Patienten mit globaler Aphasie sich die signifikant verbesserten, die ein intensives Training erhielten. Die Behandlung von sprachlichen Beeinträchtigungen wird häufig durch eine begleitende Sprechapraxie zusätzlich erschwert. Daher ist es besonders wichtig, die individuelle Symptomatik in der Therapieplanung zu beachten (Aichert & Ziegler, 2008). In einigen Studien konnte festgestellt werden, dass Patienten im Verständnis von reversiblen Deklarativsätzen signifikant schlechtere Leistungen zeigten (Burchert et al.,2003; Burchert & De Bleser, 2004). Studienteilnehmer waren jedoch in der Regel Patienten mit einer Broca-Aphasie, bei denen vorausgesetzt wurde, dass sie bei irreversiblen Sätzen kaum Fehler zeigen würden. Die vorliegende Studie befasst sich aus diesem Grunde mit irreversiblen Sätzen bei einem Patienten mit Globaler Aphasie.
Ziel: Durch diese Einzelfallstudie soll belegt werden, dass sich das Sprachverständnis eines Patienten mit globaler Aphasie durch eine intensive Therapie mit alltagsrelevanten, hochfrequenten und irreversiblen Sätzen verbessert.
Der Patient JB (69 Jahre), männlich, Rechtshänder, Muttersprache: deutsch, verheiratet, ein Kind, berentet, erlitt einen ausgeprägten Mediainfarkt links aufgrund eines linksventrikulären Spitzenthrombus nach einem Vorderwandinfarkt. Dieser wurde mit Lyse- Therapie behandelt. Der Beginn der Einzelfallstudie erfolgte Monate post-onset (post- akute Phase)Vortestungen waren der AAT (Huber et al., 1983), LeMo (De Bleser et al., 2004) und das TASA-Material (Müller-Heidelberg et al., 2004). Differentialdiagnostisch: orientierende Einschätzung mittels SpAT (Lorenz, 2012) die zeigte, dass die Realisation der lautrelevanten bukkofazialen Bewegungen für den Patienten nicht möglich waren. Das TASA-Material wurde in jeweils zehn Übungs- und zehn Kontrollsätze eingeteilt. Die Behandlung erfolgte an zehn aufeinanderfolgenden Werktagen à 45 min Therapie. Jeder Ziel- und Ablenkersatz wurde in der Therapiephase mindestens zweimal als Zielsatz genutzt. Die Reihenfolge wurde vor der Therapiephase festgelegt. Die Hilfen waren: Zielsatz wiederholen, Schlüsselwörter erarbeiten, mithilfe von Fragekarten “Wer?” macht “Was?” Aufgabentypen: 1.) Auditives Satz-Bild zuordnen 2.) Visuelles Schrift-Bild zuordnen 3.) Auditive Stimulusvorgabe danach Schrift-Bild zuordnen.
Signifikante Verbesserungen im auditiven und visuellen Sprachverständnis. Im Auditiven Satz-Bild Zuordnen jedoch nur bei ungeübten Items, wobei eine deutliche Verbesserung auch bei den Geübten stattgefunden hat. In der auditiven Stimulusvorgabe und anschließendem Schrift-Bild Zuordnen ergaben sich signifikante Ergebnisse sowohl bei geübten als auch ungeübten Items. Des Weiteren zeigten sich signifikante Verbesserungen im LeMo Untertest „Diskriminieren Wortpaare auditiv“.
nsgesamt konnten signifikante Verbesserungen im auditiven und visuellen Sprachverständnis erzielt werden jedoch keine signifikanten Verbesserungen im visuellen Diskriminieren der Wortpaare, Lexikalischen Entscheiden sowie im visuellen Schrift-Bild zuordnen. Ursächlich hierfür könnte das Itemmaterial sein, welches noch deutlich umfangreicher ausgebaut werden sollte, ebenso wie ein eventueller Einbau unterschiedlicher Ablenker, da sich die Ablenkerstruktur zu den LeMo-Untertests unterschied. Auch die Anzahl an Therapieeinheiten sollte erhöht werden. Ein anschließender Follow-up zur genauen Beurteilung des Transfers wäre ebenfalls sinnvoll.

Validierung des QbMini Tests zur Diagnose der Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bei fünfjährigen Kindern

Zaplana Labarga, S.V.N. (2016)

Zur Diagnose von ADHS im Vorschulalter gibt es derzeit nur wenige Verfahren. Eine frühe Erkennung der Erkrankung ist jedoch wichtig, um negative Folgen der Krankheit abzumildern. Ziel dieser Studie war die Validierung des neuen psychometrischen Verfahrens “QbMini“. Dieser PC-gestützte Test erfasst Aufmerksamkeit und Impulsivität anhand eines Continuous Performance Tests und Hyperaktivität anhand einer Aufnahme mit einer Infrarotkamera. Der QbMini wurde mit 110 kranken (ADHS sowie andere Auffälligkeiten) und gesunden Kindern im Alter von fünf Jahren durchgeführt. Die Eltern füllten zudem symptomspezifische Verhaltensbögen für ADHS aus (CBCL und FBB-ADHS-V). Die Ergebnisse zeigten, dass die Parameter der Faktoren „Hyperaktivität/ Impulsivität“ und „Aufmerksamkeit“ innerhalb des QbMinis stark miteinander korrelierten. Aus dem Vergleich des QbMinis mit den Verhaltensbögen ergaben sich weitestgehend signifikante Korrelationen zwischen Parametern und Skalen, die dasselbe Konstrukt erfassen. Der QbMini Test scheint zur Unterscheidung zwischen kranken und gesunden Kindern und Kindern mit ADHS und gesunden Kindern geeignet. Eine klinische Unterscheidung zwischen Kindern mit ADHS und Kindern mit anderen Krankheiten ist hingegen nicht möglich. Für eine valide Diagnose ist der QbMini dennoch eine gute Ergänzung zu den Ratingskalen bei der Diagnose von ADHS im Vorschulalter.

Gucken – Sehen – Lesen: Hirnverarbeitungsprozesse jenseits der Orthographie

von Tongelen, F. (2016)

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Blickbewegungen zur Erforschung des Leseprozesses, besonders bei dyslektischen Patienten, eingesetzt. Derweil ist noch unklar, ob defizitäre Blickbewegungen die Ursache oder Folge einer Dyslexie sind. Um diese Frage beantworten zu können, wurde das Landolt-Paradigma entwickelt. Es bildet ausschließlich die visuelle Struktur geschriebener Sprache auf Satzebene ab, in dem die Grapheme eines syntaktisch, lexikalisch-semantisch und orthographisch korrekten Satzes durch Landolt-Ringe ersetzt werden. Somit soll die Untersuchung reiner visuomtorischer Fertigkeiten ermöglicht und der Einfluss sprachlicher Informationen auf den Leseprozess ausgeschlossen werden. Zusätzlich sichern enthaltene Targets (nach links geöffnete „c ́s“), die während des Landolt-Lesens identifiziert werden sollen, die vollständige Erfassung des sprachfreien Materials.
Im Rahmen der Blickbewegungsforschung konnte bereits nachgewiesen werden, dass das Landolt-Paradigma leseähnlich verarbeitet wird (Kohlen, 2012; Radach, Günther & Huestegge, 2012). Die hirnphysiologischen Aktivierungen des sprachfreien Paradigmas wurden erstmals von Hillen (2012) und Hillen und Kollegen (2013) an 20 sprachgesunden Erwachsenen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht und im Blockdesign ausgewertet. Um eine differenzierte Betrachtung der syntaktischen, lexikalisch-semantischen, orthographischen und Landolt - Aktivierungen zu ermöglichen, wurde sprachlich korrektes Satzmaterial in fünf Abstrahierungsstufen um den Sprachgehalt reduziert (Abbildung 4). Die Ergebnisse bestätigen, dass das Landolt-Paradigma leseähnlich verarbeitet wird. Jedoch wurden verstärkt rechtshemisphärische Aktivierungen im Lobus Parietalis festgestellt, die u.a. mit aufmerksamkeitsregulierenden Prozessen assoziiert werden und über die Aktivierungen des Lesens hinausgehen.
Zur Ursachenklärung dieser Aktivierungen wurde die Stichprobe von Hillen (2012) und Hillen und Kollegen (2013) um 20 sprachgesunde Probanden erweitert (n = 40) und die Ergebnisauswertung im detaillierten ereigniskorrelierten Design vorgenommen. Es wurde untersucht, ob die integrierte Targetsuche, die initiale Aufmerksamkeitsausrichtung oder die Ähnlichkeit zwischen Targets und Landolt- Ringen einen Einfluss auf die rechtshemisphärischen Aktivierungen im Lobus parietalis haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die initiale mentale Aufmerksamkeitsausrichtung während der ersten Sakkade keine spezifischen
Aktivierungen in rechtshemisphärischen, parietalen Regionen hervorruft. Das targetlose Landolt-Lesen führt, verglichen mit targetlosen, orthographischen Leseaufgaben, zu rechtsdominanten Aktivierungen in parietalen, occipitalen und frontalen Regionen. Hier liegt das größte Aktivierungscluster mit seinem Maximum im Lobus parietalis inferior und reicht bis in den Gyrus postcentralis und den Lobus parietalis superior hinein. Die Stimuli mit Targets führen, abzüglich der targetlosen Stimuli, bedingungsübergreifend zu verstärkten rechtshemisphärischen Aktivierungen im Lobus parietalis mit dem lokalen Maximum im Gyrus postcentralis, das sich bis in den Gyrus supramarginalis und Gyrus precentralis erstreckt.
Diese Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis des Landolt-Paradigmas und dessen Verwendbarkeit als erweiterndes Diagnostikinstrument zur Identifikation und Differenzierung dyslektischer Leser mit visuomotorisch statt sprachlich begründeten Lesedefiziten.